Einmal mit dem Fahrrad ans Meer...

Im Sommer 2016 packte mich eine irre Idee - Hannover ist so zentral und ich bin soooo fahrradfit (denkste - Puppe!...) - es muss doch möglich sein, einmal mit dem Rad ans Meer zu fahren; nur auf ein Fischbrötchen!?!

Gesagt, getan.

3 ebenso bekloppte Freundinnen waren schnell gefunden (ich verfüge in diesem Bereich über einen großen und großartigen Fundus!  :-) ned bös sein...) und ich machte mich an die Vorbereitungen.

Bücher und Berichte gibt es zuhauf, ich wollte mich am Weser-Radweg orientieren. Dummerweise hielt ich mich jedoch für schlauer als Google und all meine Vorgänger und so hab ich die einzelnen Etappen etwas verlängert...

Jetzt noch Hotels und Zugticket gebucht und einen Freund gefunden, der uns in die mysteriöse Welt der Fahrradreparaturen eingeweiht hat - wir wollten ja nicht beim 1. Platten schon nach Hilfe schreien!

 

Besonders lustig war auch das Koffer packen: ich habe wirklich nur das allerwichtigste und notwendigste parat gelegt - als meine Fahrradtaschen voll waren, lag jedoch noch die Hälfte draußen.... also nochmal überlegt und reduziert und mir bewusst gemacht, dass ich all das ja zusätzlich zu meinem eigenen Gewicht auch noch bewegen muss! Flickzeug, Zahnbürste, Duschgel, Deo, Wechsel-T-Shirt, Erste-Hilfe-Paket, Regensachen, Wasser - was braucht man mehr? Somit war klar, dass ich an den folgenden Tagen meine Radlerhose mit Popopolster wohl quasi durchgehend tragen werde... dieses Waschgel in der Tube gibt es übrigens auch im Miniformat!! 

 

Am Freitag, 30.9., ging es mittags (also nach der Arbeit) mit den Rädern und dem Zug auf nach Bremerhaven. 

Samstag früh ging es dann erst auf die Weserfähre und dann auf den Weser-Radweg. Mittags haben wir dann schon das 1. Etappenziel geschafft: ein Fischbrötchen in wunderbarer Kulisse am Wasser war vertilgt! Der erste Teil der Strecke war auch echt idyllisch - wenn auch meiner Meinung nach viel zu wenig an der Weser entlang. Das Wetter war ebenfalls auf unserer Seite, es gab Sonne und keinerlei Wind.

Aber das Ziel war noch so fern... unser Bett für die Nacht stand in Bremen... laut Google 88 km, das ist doch machbar! -> Beim nächsten Mal plane ich eventuelle Straßensperrungen, Umwege und kleine Verfahrereien mit ein!!!

Als wir etwa die Hälfte der Strecke geschafft hatten, zeigte der Tacho bereits 55 km... wir haben uns dann geteilt: eine Hälfte ist in den Zug gestiegen und hat etwas abgekürzt, die andere Hälfte wollte weiter fahren. Es gibt ein Foto, wie wir nach knapp 110 km auf dem Fahrrad aussehen - aber das kann man echt niemandem antun!!! 

Die letzten 15 km waren eine Qual - alle paar Minuten mussten wir anhalten, Mineralstoffe und Wasser quasi runterkippen, die Beine ausschütteln - ich hatte mich wohl ein wenig überschätzt.

Dafür war der Abend dann umso schöner: das Essen schmeckte gut wie nie, die Dusche war das beste Erlebnis meines Lebens und ich war stolz, glücklich, müde und fiel in den vermutlich erholsamsten Schlaf ever!

Hochmotiviert ging es am nächsten Morgen wieder auf den Sattel: Nienburg - 70 km (laut Google...), das ist ja gegen gestern ein Witz! Der erste Teil der Strecke war wieder wunderschön, es ging den Deich entlang und durch hübsche kleine Dörfer - wir waren alle zufrieden und bester Dinge, hatten ein nettes Picknick und fühlten uns gut. Nachmittags hatte das Wetter jedoch ein paar kleine Aussetzer: wenn man schon k.o. ist, machen Wind und Regen auf dem Rad NOCH weniger Spaß..

Der Weg zog sich wie Kaugummi, es nahm einfach kein Ende! Als wir tatsächlich am Hotel ankamen, war eine Freundin bereits auf ihrem Sattel angewachsen und das Gangbild veränderte sich in Richtung Cowboy... Immerhin hatte ich für die letzte Nacht ein "richtiges" Hotel mit Zimmerservice und Sauna usw. gebucht!

Letzter Tag, Montag, 3. Oktober.

Gehen wir mal davon aus, dass die von mir bei Google recherchierten letzten 66 km auch wieder nicht stimmen... morgen müssen wir alle arbeiten... von Nienburg nach Hannover fährt eine S-Bahn... kurzum: diese haben wir genommen, fühlten uns trotzdem wie Sieger und hatten dann noch den Nachmittag und Abend auf unserem Sofa, um uns zu erholen.

Fazit:

ich fand es absolut großartig!!! Ich wollte nie ein Backpacker sein, aber diese paar Tage mit leichtem Gepäck, aufs nötigste reduziert, draußen - ich war begeistert. Wir wollten eigentlich alle 4 auch bis zum Ende weiterfahren - wenn wir doch nur noch 2 Tage mehr gehabt hätten...

 

Warum jetzt schon wieder 1 1/2 Jahre vergangen sind? Es gibt einfach viel zu viele Dinge, die ich tun will! 

Aber so ein richtiger Fahrradurlaub steht ganz oben auf meiner Liste!!!!!